WebSphere Business Integration Server Express beinhaltet Funktionen zum Erstellen bestimmter Geschäftsregeln, mit deren Hilfe der Benutzer das Laufzeitverhalten ändern kann, ohne dass dazu Collaboration-Schablonen neu definiert und implementiert werden müssen.
Geschäftsregeln werden in der Navigatorsicht der Integrationskomponentenbibliothek und der Komponentensicht von InterChange Server Express aufgelistet. Geschäftsregeln ermöglichen es Benutzern, zusätzliche Logik zu definieren, um ihre Geschäftsprozesse anzupassen und damit das System mit verschiedenen Ereignissen im System korrelieren und darauf reagieren kann. In einer Geschäftsregel wählen Sie normalerweise mindestens eine Geschäftsobjektsonde aus, die Sie überwachen, und um zu reagieren, wenn ein bestimmtes Muster in Bezug auf die Geschäftsobjektsonde erfasst wird. Außerdem gibt es andere zeitbasierte Geschäftsregeln ("Um", "Alle"), die zu einer vordefinierten Zeit ausgelöst werden und für die keine Geschäftsobjektsonden erforderlich sind.
Geschäftsobjektsonden überwachen während der Laufzeit Werte von Geschäftsobjektinstanzen. Vor dem Entwickeln einer Geschäftsregel muss zunächst eine Geschäftsobjektsonde definiert werden. Weitere Informationen zum Verwenden von Geschäftsobjektsonden beim Entwicklung von Geschäftsregeln können Sie dem Handbuch Collaboration Development Guide entnehmen.
In den nachfolgenden Abschnitten finden Sie alle Informationen, die Sie zum Hinzufügen neuer Geschäftsregeln mit Hilfe des Assistenten für neue Geschäftsregeln benötigen. Weitere Informationen können Sie dem Abschnitt Assistent für neue Geschäftsregeln entnehmen.
Erkennungstypen für Geschäftsregeln (s. u.)
Geltungszeitraum für Geschäftsregeln
Informationen zu Ereignisschlüsseln für Geschäftsregeln
Aktionen und Eigenschaften für Geschäftsregeln
Assistent für neue Geschäftsregeln
Die für Geschäftsregeln verwendeten Erkennungstypen definieren die Voraussetzungen, unter denen eine Geschäftsregel auf die Komponenten Ihres Systems anzuwenden ist. Zur besseren Übersicht werden die Erkennungstypen in diesem Handbuch nach folgenden Funktionskategorien geordnet erläutert:
Erkennungstypkategorie | Erkennungstypen |
---|---|
Bedingt | Entscheidungstabelle
Alle Folge |
Zeitlich | Um
Alle Nach |
Collection | Mindestens
Höchstens N-te |
Negation | Nicht
Außer |
Berechnung | Analysieren
Überschreitet Prozentsatz |
Bedingte Erkennungstypen enthalten präzise definierte Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit eine Geschäftsregel aktiviert wird.
In der folgenden Tabelle werden die bedingten Erkennungstypen mit Definition und zugehörigen Eigenschaften aufgelistet:
Typ | Definition | Eigenschaften |
---|---|---|
Entscheidungstabelle | Wendet eine Reihe von in einer Entscheidungstabelle definierten Bedingungen zum Erkennen der Geschäftsregel und Ausführen von Geschäftsaktionen an. | Entscheidungstabelle - enthält Bedingungen, die Namen aller Aktionen und Eigenschaftswerte für die Aktionen |
Alle | Wendet die Geschäftsregel nur an, wenn alle angegebenen Ereignisse erkannt wurden und die einzelnen Ereignisse die Bedingungen der Regel erfüllen. Bei der Anwendung dieser Regel ist die Reihenfolge der Ereignisse nicht wichtig. | Frequenz - einmal oder immer (Standardwert); Bedingung (optional) |
Folge | Wendet die Geschäftsregel nur an, wenn alle Ereignisse in der von der Regel angegebenen Reihenfolge erkannt werden. | Frequenz - einmal oder immer (Standardwert); Bedingung (optional) |
Zeitliche Erkennungstypen beinhalten einen Zeitrahmen (genauer Zeitpunkt, zeitlicher Bereich oder Intervall), der erfüllt sein muss, damit die Geschäftsregel aktiviert wird.
In der folgenden Tabelle werden die zeitlichen Erkennungstypen mit Definition und zugehörigen Eigenschaften aufgelistet:
Typ | Definition | Eigenschaften |
---|---|---|
Um | Wendet die Geschäftsregel zu einem bestimmten Zeitpunkt an. Geschäftsobjektsonden sind nicht erforderlich. | Zeit - Millisekunden im Format tt/mm/jjjj h:min:sec |
Alle | Wendet die Geschäftsregel kontinuierlich nach Ablauf eines festen Intervalls (z. B. jede Minute) an, das die Bedingungen der Regel erfüllt. | Zeitintervall - Millisekunden |
Nach | Wendet die Geschäftsregel zu einer bestimmten Zeit nach dem Erkennen eines Ereignisses an, das die Bedingungen der Regel erfüllt. | Wartezeit - Millisekunden; Korrelieren -
Wenn in der Wartezeit weitere auslösende Ereignisse auftreten, können Sie
die folgenden Aktionen ausführen:
Ignorieren: Sie können diese Ereignisse ignorieren. Hinzufügen: Hierbei wird für jedes auslösende Ereignis eine Geschäftsregel ausgeführt. Ersetzen: Dabei wird die Wartezeit neu gestartet und das neue auslösende Ereignis verwendet. |
Collection-Erkennungstypen enthalten eine bestimmte Anzahl erkannter Ereignisse, die erreicht werden muss, damit die Geschäftsregel aktiviert wird.
In der folgenden Tabelle werden die Collection-Erkennungstypen mit Definition und zugehörigen Eigenschaften aufgelistet:
Typ | Definition | Eigenschaften |
---|---|---|
Mindestens | Wendet die Geschäftsregel an, wenn mindestens die angegebene Anzahl von Ereignissen (z. B. drei) erkannt wurde, die die Bedingungen der Regel erfüllen. | Frequenz - einmal oder immer (Standardwert); Menge - größer als 1; Bedingung (optional) |
Höchstens | Wendet die Geschäftsregel an, wenn nach Ablauf des Geltungszeitraums höchstens die angegebene Anzahl von Ereignissen (z. B. 10 Ereignisse in einem Zeitraum von 120 Sekunden) erkannt wurde, die die Bedingungen der Regel erfüllen. | Menge - größer als 1; Bedingung (optional)
Hinweis: Kann nur einmal innerhalb des Geltungszeitraums angewendet werden. |
N-te | Wendet die Geschäftsregel an, wenn ein Ereignis in der angegebenen Häufigkeit (z. B. drei Mal) erkannt wurde, das die Bedingungen der Regel erfüllt. | Frequenz - einmal oder immer (Standardwert); Menge - größer als 1; Bedingung (optional) |
Bei den Negationserkennungstypen werden Geschäftsregeln aktiviert, wenn Geschäftsereignisse erkannt werden.
In der folgenden Tabelle werden die Negationserkennungstypen mit Definition und zugehörigen Eigenschaften aufgelistet:
Typ | Definition | Eigenschaften |
---|---|---|
Nicht | Wendet die Geschäftsregel an, wenn während des Geltungszeitraums kein Ereignis erkannt wurde. | Keine Eigenschaften
Hinweis: Kann nur einmal innerhalb des Geltungszeitraums angewendet werden. |
Außer | Wendet die Geschäftsregel an, wenn ein bestimmtes Ereignis erkannt wird, während des für die Regel definierten Geltungszeitraums jedoch kein weiteres Ereignis eintritt. | Keine Eigenschaften
Hinweis: Kann nur einmal innerhalb des Geltungszeitraums angewendet werden. |
Berechnungserkennungstypen enthalten mathematische Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit eine Geschäftsregel aktiviert wird.
In der folgenden Tabelle werden die Berechnungserkennungstypen mit Definition und zugehörigen Eigenschaften aufgelistet:
Typ | Definition | Eigenschaften |
---|---|---|
Analysieren | Wendet die Geschäftsregel an, wenn die Summe, der Durchschnitt, der Mindestwert oder der Höchstwert die Bedingung der Regel erfüllt. | Frequenz - einmal oder immer (Standardwert); Bedingung (optional) |
Überschreitet | Wendet die Geschäftsregel an, wenn ein bestimmter Zeitraum abgelaufen ist, z. B. wenn die durchschnittliche Verarbeitungszeit für Anforderungen mehr als 10 Minuten beträgt. | Frequenz - einmal oder immer (Standardwert); Schwellenwertausdruck - berechnet den Schwellenwert; Schwellenwert - Grenzwerte |
Prozentsatz | Wendet die Geschäftsregel an, wenn der ermittelte Prozentsatz einen vordefinierten Prozentsatz überschreitet, z. B. wenn mehr als 10 % der Kreditanforderungen nicht bewilligt werden. | Frequenz - einmal oder immer (Standardwert); Prozentsatz - zwischen 0 und 100; Bedingung (optional) |
Der Geltungszeitraum einer Geschäftsregel gibt den Zeitrahmen für die Anwendung einer Geschäftsregel an. Ist ein Geltungszeitraum definiert, wird die Geschäftsregel nur aktiviert, wenn der Server die Ereignisse innerhalb des angegebenen Zeitrahmens erkennt.
Geben Sie den Geltungszeitraum für eine Geschäftsregel auf eine der folgenden Weisen an:
Geben Sie als Startzeit für den Geltungszeitraum Folgendes an:
Geben Sie als Endzeit für den Geltungszeitraum Folgendes an:
Eine Collaboration-Schablone mit der Bezeichnung "Bestellung" enthält die Geschäftslogik für die Verarbeitung von Kundenbestellungen. Diese Schablone beinhaltet die Geschäftsobjektsonde "Bestellungsstart", die aktiviert wird, wenn die Verarbeitung der Bestellung beginnt. Die Schablone beinhaltet darüber hinaus die Geschäftsobjektsonde "Bestellungsende", die aktiviert wird, wenn die Verarbeitung der Bestellung abgeschlossen ist.
Sie können nun eine Geschäftsregel mit dem Negationserkennungstyp "Nicht" erstellen, die aktiviert wird, wenn die Geschäftsregel innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht erkannt wird. So können Sie Bestellungen ermitteln, deren Verarbeitung übermäßig viel Zeit beansprucht. Legen Sie als Geltungszeitraum einen bestimmten Zeitraum fest, z. B. 5 Stunden nach Aktivierung der Sonde "Bestellungsstart". Im Bereich für die Eigenschaften von Geschäftsregeln würden Sie in diesem Fall angeben, dass die Geschäftsregel aktiviert wird, wenn die Sonde "Bestellungsende" innerhalb des Geltungszeitraums nicht aktiviert wird.
Nach dem Definieren der Geschäftsregel müssen Sie angeben, welche Aktion bei Aktivierung der Regel ausgeführt werden soll, z. B. die Aktion "SendEmail". Weitere Informationen zu den Aktionen für Geschäftsregeln können Sie dem Abschnitt Aktionen und Eigenschaften für Geschäftsregeln entnehmen.
Der Ereignisschlüssel einer Geschäftsregel kennzeichnet die Instanzen einer einzelnen Geschäftsobjektsonde, die die Werte der zugehörigen Geschäftsobjektinstanz während der Laufzeit überwacht, und setzt die verschiedenen Instanzen in Beziehung zueinander. Wenn Sie einen Ereignisschlüssel für eine Geschäftsregel angeben, erstellt jeder eindeutige Schlüssel im Erkennungsprozess der Geschäftsregel eine Partition. Vom System werden die Schlüssel anhand dieser Bereiche erkannt. Dies könnte deshalb während der Laufzeit zu einer höheren Speicherbelegung führen, da die Steuerkomponente für Regeln den Erkennungsstatus einzeln für jeden einzelnen eindeutigen Schlüsselwert verfolgt.
Weitere Informationen zu Geschäftsobjektsonden können Sie dem Handbuch Collaboration Development Guide entnehmen.
Die Angabe eines Schlüssels ermöglicht es einer Geschäftsregel, die Anwendung der Regel für jeden einzelnen Status, der über den Wert des Schlüsselattributs gekennzeichnet wird, zu verfolgen. Ein Beispiel zur Verwendung eines Ereignisschlüssels für Geschäftsregeln finden Sie im Abschnitt Ereignisschlüssel für Geschäftsregeln - Beispiel.
Im Abschnitt Beispiel für einen Geltungszeitraum wurde die Entwicklung einer Geschäftsregel beschrieben, die durch ein Verfolgen des Zeitraums zwischen der Aktivierung der Geschäftsobjektsonden "Bestellungsstart" und "Bestellungsende" Bestellungen erkennen sollte, deren Verarbeitung mehr als 5 Stunden beansprucht.
Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass mehrere Collaborations "Bestellung" (PurchaseOrder) gleichzeitig ausgeführt werden und dass die Verarbeitung der einzelnen Bestellungen nicht der Reihe nach erfolgt. Dies bedeutet, dass eine später gestartete Bestellung die Geschäftsobjektsonde "Bestellungsende" möglicherweise früher aktiviert als eine Bestellung, die früher gestartet wurde.
In derartigen Umgebungen kann ein Ereignisschlüssel für Geschäftsregeln verwendet werden, um Ereignisse zu verfolgen und jedes unterschiedliche Ereignis separat zu verarbeiten. Mit einem Schlüssel können Sie die Sonden "Bestellungsstart" und "Bestellungsende" in Beziehung zueinander setzen, um die Geschäftsregel korrekt aktivieren zu können. Sie können den Sonden "Bestellungsstart" und "Bestellungsende" z. B. das Attribut "Bestellnummer" als Schlüssel zuweisen, um Bestellungen anhand der Bestellnummer verfolgen zu können.