Einführung
Ein großer Wunsch bei Softwareentwicklungsprojekten ist, die Gesamtkosten des Projekts vorab genau bestimmen zu können.
Angesichts der Tatsache, dass ausufernde Kosten und unrealistische Zeitpläne branchenweit die Regel sind, ist dieser
Wunsch nur allzu verständlich. Allerdings ist die heutige Praxis der Softwareentwicklung keine auf genauen Voraussagen
beruhende Wissenschaft, wie zahlreiche fehlgeschlagene Projekte belegen.
Dennoch ist es nützlich, eine Schätzung der Projektkosten vorzunehmen und diese Schätzungen dann basierend auf
aktuellen Untersuchungsergebnissen während des Projektverlaufs zu kalibrieren. Nachfolgend werden einige Techniken
erläutert, die beim Schätzen der Kosten eines Softwareprojekts nützlich sein können.
Diese Technik geht auf die Arbeit von Objective Systems SF AB zurück und wurde erstmals 1993 im Papier Resource
Estimation for Objectory Projects von Gustav Karner vorgestellt. Diese Technik erlaubt das Schätzen der Ressourcen,
die für die Entwicklung eines Softwaresystems nötig sind, wobei die Elemente des Anwendungsfallmodells als Basis für
diese Schätzung verwendet werden. Die Anwendungsfallpunkte, die von dieser Methode abgeleitet werden, können dann
verwendet werden, um die entsprechende Anzahl der Funktionspunkte zu bestimmen. Funktionspunkte sind ein gebräuchliches
Schätzverfahren, das von Albrecht A. J. in seiner Veröffentlichung Measuring application development
productivity (1979) vorgestellt wird.
Weitere Informationen finden Sie im White Paper The Estimation of Effort Based on Use Cases.
Diese Technik wurde ursprünglich als Delphi-Schätzmethode 1948 in der Rand Corporation entwickelt. Die Basistechnik
sieht vor, dass ein kleines Team von Fachleuten ausgehend von einer Problembeschreibung individuelle Schätzungen anonym
generiert und dann durch Iteration einem Konsens über die endgültige Gruppe der Schätzungen erzielt.
In den frühen Siebzigerjahren erweiterten Barry Boehm und andere Rand-Mitarbeiter diese Basismethode, indem sie dem
Team mehr Interaktion im Schätzverfahren zugestanden. Das Ergebnis war die Wideband-Delphi-Methode (siehe Software
Engineering Economics). [BOE81]. Mary Sakry und Neil Potter von The Process Group, einem
Consulting-Unternehmen aus Texas, Dallas, entwickelten später eine wiederholbare Prozedur, mit der man die
Wideband-Delphi-Schätzung für Softwareprojekte vornehmen konnte. Diese Richtlinie erläutert diese Prozedur.
Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt Technik: Aufwand mit dem Wideband-Delphi-Verfahren schätzen.
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