Szenarios prüfen und präzisieren
Prüfen und präzisieren Sie zunächst die Szenarios, die im aktuellen Entwicklungszyklus zur Anwendung kommen. Diese
wurden möglicherweise bereits in der Aufgabe:
Akteure und Anwendungsfälle finden identifiziert. Verwenden Sie die aufgelisteten Szenarios als Ausgangspunkt für
die Bestimmung des Umfangs der Abläufe, die beschrieben werden müssen.
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Ereignisablauf ausführlich beschreiben
In der Aufgabe: Akteure und Anwendungsfälle finden haben Sie die
Ereignisabläufe des Anwendungsfalls möglicherweise bereits skizziert. Verwenden Sie diesen Entwurf als Ausgangspunkt
und arbeiten Sie ihn weiter aus.
Storyboards helfen Ihnen beim Verständnis und bei der ausführlichen
Beschreibung der Abläufe des Anwendungsfalls. Als weitere Grundlage können Sie den Benutzerschnittstellenprototyp verwenden, sofern bereits einer
entwickelt wurde.
Beschreiben Sie den Anwendungsfall entsprechend der Standards, die für das Projekt festgelegt wurden. Treffen Sie
Entscheidungen bezüglich der folgenden Punkte, bevor Sie den Anwendungsfall beschreiben, damit Sie in allen
Anwendungsfällen konsistent sind:
Konzentrieren Sie sich darauf zu beschreiben, was im Anwendungsfall getan wird, und nicht, wie spezielle interne
Probleme des Systems gelöst werden müssen. Diese Details werden später im Lebenszyklus behandelt. Nehmen Sie deshalb zu
diesem Zeitpunkt nicht zu viele Details in die Beschreibung auf. Beschreiben Sie nur das, von dem Sie glauben, dass es
später Bestand haben wird.
Wenn der Ereignisablauf eines Anwendungsfalls zu umfassend oder komplex geworden ist oder wenn er Teile enthalten zu
scheint, die voneinander unabhängig sind, teilen Sie ihn auf zwei oder mehr Anwendungsfälle auf.
Wenn Sie den beschreibenden Text schreiben, ziehen Sie das Glossar zu
Rate. Wenn sich neue Begriffe aus neuen Konzepten herausbilden, fügen Sie sie in das Glossar ein. Ändern Sie die
Definition eines Begriffs nicht, ohne zuvor die betroffenen Projektmitarbeiter zu informieren. Weitere Informationen
finden Sie in Aufgabe: Gemeinsames Vokabular erfassen.
Der Inhalt der Beschreibung eines Ereignisablaufs
Die Beschreibung eines Ereignisablaufs muss Folgendes enthalten:
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Wie und wann der Anwendungsfall gestartet wird.
Beispiel:
"Der Anwendungsfall kann beginnen, wenn die Funktion 'Auftrag verwalten' von einem Benutzer aktiviert wird."
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Wann der Anwendungsfall mit den Akteuren interagiert und welche Daten ausgetauscht werden.
Beispiel:
"Zum Erstellen eines neuen Auftrags aktiviert der Benutzer die Funktion 'Neu' und gibt dann die folgenden verbindlichen
Daten zum Auftrag ein: Name, Netzelemente (mindestens eines) und Typ der Messfunktion. Optionale Daten zum Auftrag
können auch eingegeben werden: ein Kommentar (eine kurze Beschreibung). Anschließend aktiviert der Benutzer die
Funktion 'OK'. Daraufhin wird ein neuer Auftrag im System erstellt."
Anmerkung: Was die Daten, die zwischen den Akteuren und dem Anwendungsfall ausgetauscht werden, betrifft, müssen Sie
explizit sein. Andernfalls verstehen Kunde und Benutzer die Anwendungsfallbeschreibung möglicherweise nicht.
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Wie und wann der Anwendungsfall im System gespeicherte Daten verwendet oder Daten im System speichert.
Beispiel:
"Der Benutzer aktiviert die Funktion 'Ändern', um einen vorhandenen Auftrag zu ändern, und gibt eine Auftragsnummer
(kleiner Integer) ein. Daraufhin initialisiert das System ein Auftragsformular mit dem Namen des Auftrags, den
Netzelementen und dem Typ der Messfunktion. Diese Daten werden von einer sekundären Speichereinheit abgerufen."
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Wie und wann der Anwendungsfall endet.
Beispiel:
"Der Anwendungsfall endet, wenn die Funktion 'Beenden' vom Anforderer aktiviert wird."
Sie müssen auch ungewöhnliche oder außergewöhnliche Ereignisabläufe beschreiben. Ein außergewöhnlicher Ereignisablauf
ist ein untergeordneter Ablauf des Anwendungsfalls, der nicht dem normalen oder Basisverhalten des Anwendungsfalls
entspricht. Dieser Ablauf kann trotzdem in jeder vollständigen Beschreibung des Anwendungsfalls erforderlich sein. Ein
typisches Beispiel für einen außergewöhnlichen Ablauf ist der aus dem ersten Beispiel. Wenn der Anwendungsfall
unerwartete Daten empfängt (z. B. dass der Akteur nicht der in einem bestimmten Kontext erwartete Akteur ist), wird er
beendet. Ein falscher Akteur und die vorzeitige Beendigung eines Anwendungsfalls gehören nicht in den typischen
Ereignisablauf.
Was man bei der Beschreibung eines Anwendungsfall tun und nicht tun sollte:
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Beschreiben Sie den Ereignisablauf und nicht nur die Funktionalität oder den Zweck des Anwendungsfalls.
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Beschreiben Sie nur Abläufe, die zum Anwendungsfall gehören, und nicht, was in anderen Anwendungsfällen vorgeht,
die parallel ausgeführt werden.
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Erwähnen Sie keine Akteure, die nicht mit dem fraglichen Anwendungsfall kommunizieren.
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Gehen Sie bei der Beschreibung der Interaktion zwischen Anwendungsfall und Akteuren nicht zu sehr ins Detail.
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Wenn die Reihenfolge der für den Anwendungsfall beschriebenen Unterabläufe nicht fest sein muss, machen Sie dies in
Ihrer Beschreibung deutlich.
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Verwenden Sie die Begriffe im allgemeinen Glossar und halten Sie sich beim Schreiben des Textes an folgende
Richtlinien:
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Verwenden Sie einfaches Vokabular. Verwenden Sie keine komplexen Begriffe, wenn es auch mit einfachen getan ist.
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Schreiben Sie kurze und präzise Sätze.
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Vermeiden Sie Adverbien wie sehr, mehr, eher u.ä.
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Verwenden Sie eine korrekte Interpunktion.
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Vermeiden Sie Satzgefüge.
Weitere Informationen hierzu finden Sie in Richtlinie:
Anwendungsfall. In diesem Abschnitt werden Inhalt und Stil des Ereignisablaufs beschrieben.
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Ereignisablauf strukturieren
Der Ereignisablauf eines Anwendungsfalls kann in mehrere Unterabläufe unterteilt werden. Wenn der Anwendungsfall
aktiviert wird, können die untergeordneten Abläufe auf verschiedene Arten kombiniert werden, sofern Folgendes zutrifft:
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Der Anwendungsfall kann je nach Eingabe eines bestimmten Akteurs oder den Werten eines Attributs oder Objekts auf
verschiedenen Pfaden fortgesetzt werden. Ein Akteur kann aus mehreren Optionen wählen, was als nächstes zu tun ist.
Der Ereignisablauf kann auch variieren, wenn ein Wert kleiner oder größer ist als ein bestimmter Wert.
Beispiel:
Ein Teil der Beschreibung des Anwendungsfalls "Bargeld abheben" in einem Geldautomatensystem könnte wie folgt lauten:
"Der Geldbetrag, den der Kunde vom Konto abheben möchte, wird mit dem Kontostand verglichen. Wenn der Geldbetrag durch
den Kontostand nicht gedeckt ist, wird der Kunde informiert und der Anwendungsfall wird beendet. Andernfalls wird das
Geld vom Konto abgehoben."
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Der Anwendungsfall kann einige untergeordnete Abläufe in optionaler Reihenfolge ausführen.
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Der Anwendungsfall kann mehrere untergeordnete Abläufe gleichzeitig ausführen.
Sie müssen alle optionalen bzw. alternativen Abläufe beschreiben. Es wird empfohlen, jeden untergeordneten Ablauf in
einer separaten Ergänzung zum Abschnitt Ereignisablauf zu beschreiben. Dies sollte für die folgenden Fälle verbindlich
sein:
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Untergeordnete Abläufe, die einen großen Teil eines bestimmten Ereignisablaufs ausmachen.
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Außergewöhnliche Ereignisabläufe. Damit bleibt die Übersichtlichkeit des Basisereignisablaufs des Anwendungsfalls
erhalten.
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Jeder untergeordnete Ablauf, der in verschiedenen Intervallen in demselben Ereignisablauf ausgeführt werden kann.
Wenn ein untergeordneter Ablauf nur einen kleinen Teil des gesamten Ereignisablaufs ausmacht, ist es besser, ihn im
Hauptteil des Textes zu beschreiben.
Beispiel:
"Dieser Anwendungsfall wird aktiviert, wenn die Funktion 'Auftrag verwalten' von den Akteuren Anforderer oder
Administrator für Leistungsverwaltung aufgerufen wird. Wenn das Signal nicht von einem dieser Akteure stammt, beendet
der Anwendungsfall die Operation und zeigt dem Benutzer eine entsprechende Nachricht an. Wird der Akteur jedoch
erkannt, fährt der Anwendungsfall mit...fort."
Sie können die Struktur der Ereignisablaufs mit einem Aufgabendiagram veranschaulichen (siehe Richtlinie: Aktivitätsdiagramm im Anwendungsfallmodell).
Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt zur Struktur in Richtlinie:
Anwendungsfall.
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Beziehungen zwischen Akteuren und anderen Anwendungsfällen veranschaulichen
Erstellen Sie Anwendungsfalldiagramme, die den Anwendungsfall und seine Beziehungen zu Akteuren und anderen
Anwendungsfällen zeigen. Ein Diagramm dieses Typs dient als lokales Diagramm des Anwendungsfalls und muss mit diesem in
Zusammenhang gesetzt werden. Diese Art von lokalem Anwendungsfalldiagramm ist normalerweise nur dann von Wert, wenn der
Anwendungsfall Anwendungsfallbeziehungen hat, die erläutert werden müssen, oder wenn es eine ungewöhnliche hohe
Komplexität in Bezug auf die beteiligten Akteure gibt.
Weitere Informationen hierzu finden Sie in Richtlinie:
Anwendungsfalldiagramm.
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Sonderanforderungen beschreiben
Alle Anforderungen, die mit dem Anwendungsfall in Zusammenhang stehen, aber im Ereignisablauf des Anwendungsfalls nicht
berücksichtigt werden, müssen in den Sonderanforderungen für den Anwendungsfall beschrieben werden. Solche
Anforderungen sind in der Regel nicht funktional.
Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt über Sonderanforderungen in Richtlinie:
Anwendungsfall.
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Kommunikationsprotokolle definieren
Definieren Sie das Kommunikationsprotokoll, das für jeden Akteur verwendet werden soll, der ein anderes System oder
externe Hardware darstellt. Wenn ein vorhandenes Protokoll (spezielle bekannte Protokolle oder Standardprotokolle)
verwendet werden soll, muss in der Beschreibung des Anwendungsfalls nur der Name des Protokolls angegeben werden. Wenn
es sich um ein neues Protokoll handelt, müssen Sie darlegen, wo die Protokolldefinition verfügbar ist, die während der
Entwicklung des Objektmodells vollständig beschrieben werden muss.
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Vorbedingungen beschreiben
Eine Vorbedingung in einem Anwendungsfall beschreibt den Zustand, den das System haben muss, damit der Anwendungsfall
gestartet werden kann.
Beispiel:
Damit ein Geldautomatensystem Bargeld ausgeben kann, müssen die folgenden Vorbedingungen erfüllt sein:
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Das Geldautomatennetz muss zugänglich sein.
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Der Geldautomat muss bereit sein, Transaktionen zu verarbeiten.
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Der Geldautomat muss Geld haben, das er ausgeben kann.
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Der Geldautomat muss genug Papier haben, um mindestens für eine Transaktion einen Beleg zu drucken.
Dies sind gültige Vorbedingungen für den Anwendungsfall "Bargeld ausgeben".
Gehen Sie bei der Beschreibung des Systemzustands mit Sorgfalt vor. Vermeiden Sie es, Details zu anderen zugehörigen
Aufgaben zu beschreiben, die vor diesem Anwendungsfall ausgeführt wurden.
Vorbedingungen werden nicht verwendet, um eine Reihenfolge von Anwendungsfällen zu erstellen. Es gibt keinen Fall, in
dem Sie zuerst einen Anwendungsfall und dann einen anderen ausführen müssen, um einen aussagefähigen Ereignisablauf zu
beschreiben. Wenn Sie das Gefühl haben, dass dies erforderlich ist, haben Sie das Anwendungsfallmodell wahrscheinlich
zu weit zerlegt. Sie können dieses Problem beheben, indem Sie die sequenziell abhängigen Anwendungsfälle zu einem
Anwendungsfall zusammenfassen. Sollte der kombinierte Anwendungsfall zu komplex werden, können Sie Techniken zur
Strukturierung von Anwendungsfällen anwenden, die im vorherigen Schritt "Ereignisablauf des Anwendungsfalls
strukturieren" bzw. in Aufgabe:
Anwendungsfallmodell strukturieren beschrieben werden.
Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt über Vorbedingungen in Richtlinie:
Anwendungsfall.
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Nachbedingungen beschreiben
Eine Nachbedingung in einem Anwendungsfall listet die möglichen Zustände auf, in denen sich das System am Ende des
Anwendungsfalls befinden kann. Das System muss nach der Ausführung des Anwendungsfalls einen dieser Zustände haben.
Eine Nachbedingung wird auch verwendet, um Aktionen zu beschreiben, die das System am Ende des Anwendungsfalls
ausführt, unabhängig davon, welche Ereignisse im Anwendungsfall eingetreten sind.
Beispiel:
Wenn der Geldautomat am Ende eines Anwendungsfalls immer die Nachricht 'Willkommen' anzeigt, kann dies in der
Nachbedingung des Anwendungsfalls dokumentiert werden.
Wenn der Geldautomat die Transaktion des Kunden am Ende eines Anwendungsfalls wie "Bargeld abheben" unabhängig vom
Verlauf der Ereignisse schließt, muss diese Tatsache als Nachbedingung für den Anwendungsfall beschrieben werden.
Nachbedingungen werden verwendet, um Abläufe zu vereinfachen und die Lesbarkeit des Ereignisablaufs des Anwendungsfalls
zu verbessern.
Unter keinen Umständen dürfen Anwendungsfälle verwendet werden, um eine Reihenfolge von Anwendungsfällen festzulegen.
Es darf keinen Fall geben, in dem Sie zuerst einen Anwendungsfall und dann einen anderen ausführen müssen, um einen
aussagefähigen Ereignisablauf zu beschreiben. Wenn Sie das Gefühl haben, dies tun zu müssen, sollten Sie die
sequenziell abhängigen Anwendungsfälle zu einem Anwendungsfall zusammenfassen. Sollte der kombinierte Anwendungsfall zu
komplex werden, können Sie Techniken zur Strukturierung von Anwendungsfällen anwenden, die im vorherigen Schritt
"Ereignisablauf des Anwendungsfalls strukturieren" bzw. in der Aufgabe:
Anwendungsfallmodell strukturieren beschrieben werden.
Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt über Nachbedingungen in Richtlinie:
Anwendungsfall.
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Erweiterungspunkte beschreiben
Ergebnisse auswerten
Prüfen und besprechen Sie den Anwendungsfall mit den Stakeholdern, so dass diese ein klares Verständnis vom
Anwendungsfall erhalten und der Beschreibung zustimmen.
Die Anwendungsfallbeschreibung ist nur vollständig, wenn sie von Anfang bis Ende alles beschreibt, was der
Anwendungsfall ausführt, implementiert oder zulässt. Bevor Sie die Anwendungsfallbeschreibung abschließen, sollten Sie
prüfen, ob der Anwendungsfall die Eigenschaften aufweist, die einen "guten" Anwendungsfall ausmachen. Weitere
Informationen hierzu finden Sie in Prüfliste:
Anwendungsfall.
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