Prototypen werden zielgerichtet zur Minimierung von Risiken verwendet. Prototypen können Unsicherheiten in Bezug auf
folgende Punkte minimieren:
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Wirtschaftliche Machbarkeit eines zu entwickelnden Produkts
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Stabilität oder Leistung der Schlüsseltechnologie
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Projektzusagen oder -finanzierung: Erstellung eines kleinen Prototyps für die Machbarkeitsstudie
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Verständnis der Anforderungen
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Darstellung und Funktionsweise des Produkts, seine Benutzerfreundlichkeit
Ein Prototyp kann helfen, das Vertrauen in das Projekt aufzubauen, indem Benutzern, Kunden und Managern etwas Konkretes
und Ausführbares gezeigt wird.
Charakter und Ziel des Prototyps müssen jedoch während seiner ganzen Lebensdauer klar bleiben. Wenn Sie nicht vorhaben,
den Prototypen zum eigentlichen Produkt weiterzuentwickeln, sollten Sie diese Entscheidung nicht plötzlich revidieren,
nur weil der Prototyp funktioniert. Ein explorativer Verhaltensprototyp, der dazu bestimmt ist, eine
Benutzerschnittstelle auf die Schnelle auszuprobieren, wird selten zu einem stabilen, widerstandsfähigen Produkt.
Sie können Prototypen auf zwei Arten betrachten: was sie untersuchen und wie sie sich entwickeln oder was ihr Resultat
ist.
Für die erste Betrachtungsweise (was untersuchen Prototypen) gibt es zwei Hauptarten von Prototypen:
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Verhaltensprototyp, der sich auf die Untersuchung eines bestimmten Verhaltens des Systems konzentriert.
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Struktureller Prototyp, der einige Architektur- oder Technologieaspekte untersucht.
Für die zweite Betrachtungsweise (das Resultat eines Prototyps) gibt es ebenfalls zwei Arten von Prototypen:
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Explorativer Prototyp, der nach getaner Arbeit verworfen wird.
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Evolutionärer Prototyp, der sich nach und nach zum echten System entwickelt.
Ein explorativer Prototyp wird als kleines "Experiment" entworfen, mit dem eine Schlüsselannahme zum Projekt (in Bezug
auf die Funktionalität und/oder die Technologie) geprüft werden soll. Bei dem Prototypen kann sich um ein paar Hundert
Zeilen Code zum Testen der Leistung einer wichtigen Software- oder Hardwarekomponente handeln. Er kann aber auch ein
Mittel sein, um Anforderungen zu klären, z. B. ob der Entwickler eine bestimmte Verhaltensanforderung oder technische
Anforderung begriffen hat.
Explorative Prototypen werden im Allgemeinen wieder verworfen und formlos getestet. Das Design explorativer Prototypen
ist eher formlos und liegt in der Regel auch nur in den Händen von ein oder zwei Entwicklern.
Evolutionäre Prototypen werden, wie ihr Name bereits andeutet, mit jeder Iteration weiterentwickelt. Ihre Qualität
reicht zwar zunächst nicht für Produktionszwecke aus, aber ihr Code wird in der Regel überarbeitet, während das Produkt
wächst. Damit die Nacharbeiten verwaltbar bleiben, werden sie normalerweise eher formal entworfen und selbst in den
frühen Stadien der Entwicklung formal getestet. Mit dem Wachsen des Produkt werden die Tests wie auch das Design
formalisiert.
Verhaltensprototypen sind im Allgemeinen explorative Prototypen. Sie versuchen nicht, die Architektur des zu
entwickelnden Systems zu reproduzieren, sondern konzentrieren sich vielmehr darauf, was das System tut und für den
Benutzer sichtbar ist. Häufig ist dieser Prototyp eine Art "Schnellschuss", bei dem sich nicht an
Projektstandards gehalten wird. Beispielsweise kann Visual Basic als Sprache für die Entwicklung des Prototypen
verwendet werden, obwohl im Entwicklungsprojekt C++ als Sprache vorgegeben ist. Explorative Prototypen sind temporär,
werden mit minimalem Aufwand erstellt und verworfen, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben.
Strukturelle Prototypen sind im Allgemeinen evolutionäre Prototypen, die die Infrastruktur des endgültigen Systems
verwenden und durchaus zum echten System weiterentwickelt werden können. Wenn der Prototyp mit der Programmiersprache
und den Tools für die "Produktion" erstellt wird, hat er außerdem den Vorteil, dass die Entwicklungsumgebung getestet
wird und einige Mitarbeiter die Chance bekommen, sich mit neuen Tools und Prozeduren vertraut zu machen.
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