Richtlinie: Einschlussbeziehung
Die Einschlussbeziehung verbindet einen Basisanwendungsfall mit einem Einschlussanwendungsfall. Diese Richtlinie veranschaulicht, wie Sie diese Beziehung verwenden.
Beziehungen
Hauptbeschreibung

Erläuterung

Die Einschlussbeziehung verbindet einen Basisanwendungsfall mit einem Einschlussanwendungsfall. Der Einschlussanwendungsfall ist immer abstrakt. Er beschreibt ein Verhaltenssegment, das in eine Anwendungsfallinstanz eingefügt wird, die den Basisanwendungsfall ausführt. Der Basisanwendungsfall steuert die Beziehung zum Einschlussanwendungsfall und kann vom Ergebnis des Einschlussanwendungsfalls abhängig sein, aber weder der Basis- noch der Einschlussanwendungsfall können gegenseitig auf ihre Attribute zugreifen. Der Einschlussanwendungsfall ist in diesem Sinne gekapselt und stellt Verhalten dar, das auch in anderen Basisanwendungsfällen verwendet werden kann.

Sie können die Einschlussbeziehung für Folgendes verwenden:

  • Verhalten aus dem Basisanwendungsfall extrahieren, das für das Verständnis des primären Zwecks des Anwendungsfalls nicht erforderlich ist, sondern nur sein Ergebnis.
  • Verhalten extrahieren, das in zwei oder mehr Anwendungsfällen identisch ist.

Beispiel:

In einem Geldautomatensystem (GA-System) müssen die Anwendungsfälle "Bargeld abheben", "Bargeld einzahlen" und "Geld überweisen" enthalten, wie der Kunde vom System identifiziert wird. Dieses Verhalten kann in einen neuen Einschlussanwendungsfall mit dem Namen "Kunden identifizieren" extrahiert werden, den die drei Basisanwendungsfälle dann einschließen. Die Basisanwendungsfälle sind von der für die Identifizierung verwendeten Methode unabhängig, und deshalb kann diese im Einschlussanwendungsfall gekapselt werden. Aus der Perspektive der Basisanwendungsfälle spielt es keine Rolle, ob die Methode für die Identifizierung eine Magnetstreifenkarte liest oder eine Netzhauterkennung durchführt. Sie sind allein vom Ergebnis des Anwendungsfalls "Kunden identifizieren" abhängig, also der Identität des Kunden. Aus der Perspektive des Anwendungsfalls "Kunden identifizieren" spielt es keine Rolle, wie die Basisanwendungsfälle die Kundenidentität verwenden oder welche Aktionen in diesen stattfinden, bevor der Einschluss ausgeführt wird. Die Identifizierungsmethode bleibt immer dieselbe.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

In einem Geldautomatensystem (GA-System) enthalten die Anwendungsfälle "Bargeld abheben", "Bargeld einzahlen" und "Geld überweisen" alle den Anwendungsfall "Kunden identifizieren".

Ein Basisanwendungsfall kann mehrere Einschlüsse haben. Ein Einschlussanwendungsfall kann in mehreren Basisanwendungsfälle enthalten sein. Dies ist kein Indikator für Beziehungen zwischen den Basisanwendungsfällen. Sie können sogar mehrere Einschlussbeziehungen zwischen demselben Einschlussanwendungsfall und Basisanwendungsfall haben, sofern der Einschluss an unterschiedlichen Positionen des Basisanwendungsfalls eingefügt wird. Die Einschlussbeziehung definiert diese Position. Alle Zusätze können verschachtelt werden, d. h. ein Einschlussanwendungsfall kann als Basisanwendungsfall für andere Einschlüsse dienen.

Da der Einschlussanwendungsfall abstrakt ist, muss ihm kein Akteur zugeordnet sein. Eine Kommunikationsassoziation zu einem Akteur ist nur erforderlich, wenn das Verhalten im Einschluss explizit eine Interaktion mit einem Akteur beinhaltet.

Einschlussanwendungsfall ausführen

Das Verhalten des Einschlussanwendungsfalls wird an einer Position im Basisanwendungsfall eingefügt. Wenn eine Anwendungsfallinstanz, die der Beschreibung eines Basisanwendungsfalls folgt, eine Position im Basisanwendungsfall erreicht, an der eine Einschlussbeziehung definiert ist, folgt sie stattdessen der Beschreibung des Einschlussanwendungsfalls. Nach der Ausführung des Einschlussanwendungsfalls, fährt die Anwendungsfallinstanz an der Stelle im Basisanwendungsfall fort, an der sie zuvor dem Einschlussanwendungsfall gefolgt ist.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Eine Anwendungsfallinstanz, die der Beschreibung eines Basisanwendungsfalls einschließlich seines Einschlussanwendungsfalls folgt.

Die Einschlussbeziehung ist nicht bedingt. Wenn die Anwendungsfallinstanz die Position im Basisanwendungsfall erreicht, an der der Einschluss definiert ist, wird die Beziehung verfolgt. Wenn Sie eine Bedingung festlegen möchten, müssen Sie diese im Rahmen des Basisanwendungsfall formulieren. Wenn die Anwendungsfallinstanz die Position, an der die Einschlussbeziehung definiert ist, nicht erreicht, wird der Einschluss auch nicht ausgeführt.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Anwendungsfallinstanz #1 erreicht die Position im Basisanwendungsfall, an der die Einschlussbeziehung definiert ist, und der Einschluss wird ausgeführt. Anwendungsfallinstanz #2 erreicht diese Position nicht, und der Einschluss wird deshalb in dieser Instanz nicht ausgeführt.

Der Einschlussanwendungsfall ist ein zusammenhängendes Verhaltenssegment, das an einer Position im Basisanwendungsfall enthalten ist. Wenn gesonderte Verhaltenssegmente an unterschiedlichen Positionen eingefügt werden müssen, sollten Sie eine Erweiterungsbeziehung (siehe Richtlinie für Arbeitsergebnis: Erweiterungsbeziehung) oder eine Anwendungsfallgeneralisierung (siehe Richtlinie für Arbeitsergebnis: Anwendungsfallgeneralisierung) verwenden.

Einschlussbeziehung beschreiben

Für die Einschlussbeziehung müssen Sie die Position in der Verhaltensabfolge des Basisanwendungsfalls definieren, an der der Einschluss eingefügt werden soll. Die Position kann durch Referenz auf einen bestimmten Schritt oder untergeordneten Ablauf innerhalb des Ereignisablaufs des Basisanwendungsfalls definiert werden.

Beispiel:

Im GA-System enthält der Anwendungsfall "Bargeld abheben" den Anwendungsfall "Kunden identifizieren". Die Einschlussbeziehung zwischen "Bargeld abheben" und "Kunden identifizieren" kann wie folgt beschrieben werden:

"Kunden identifizieren" wird zwischen die Abschnitte 1.1 (Beginn des Anwendungsfalls) und 1.2 (Betrag anfragen) im Ereignisablauf von "Bargeld abheben" eingefügt.

Zur Verdeutlichung sollten Sie den Einschluss auch in dem Text erwähnen, der den Ereignisablauf des Basisanwendungsfalls beschreibt.

Verwendungsbeispiel

Wenn es in einem Anwendungsfall ein Verhaltenssegment gibt, bei dem erkennbar ist, dass der Anwendungsfall nicht davon abhängig ist, wie eine Funktion ausgeführt wird, sondern nur vom Ergebnis dieser Funktion, können Sie den Anwendungsfall vereinfachen, indem Sie dieses Verhalten in einen Einschlussanwendungsfall extrahieren. Der Einschlussanwendungsfall kann in mehrere Basisanwendungsfälle eingefügt werden, d. h. Sie können das Verhalten in mehreren Anwendungsfällen im Modell wiederverwenden. Schauen Sie sich die folgenden schrittweisen Anleitungen für Anwendungsfälle für ein einfaches Telefonsystem an:

Anruf tätigen

  1. Anrufer hebt den Hörer ab.
  2. System lässt einen Wählton ertönen.
  3. Anrufer wählt eine Ziffer.
  4. System schaltet den Wählton ab.
  5. Anrufer wählt den Rest der Nummer.
  6. System analysiert die Ziffern und bestimmt die Netzadresse des Empfangsteilnehmers.
  7. System bestimmt, ob eine virtuelle Verbindung zwischen dem Anrufer und dem Empfangsteilnehmer eingerichtet werden kann.
  8. System ordnet alle Ressourcen für die virtuelle Verbindung zu und richtet die Verbindung ein.
  9. System lässt es beim Empfangsteilnehmer klingeln.
  10. usw.

System starten

  1. Operator aktiviert das System.
  2. System führt Diagnosetests in allen Komponenten aus.
  3. System testet Verbindungen zu allen benachbarten Systemen. Für jedes benachbarte System stellt das System fest, ob eine virtuelle Verbindung zum benachbarten System eingerichtet werden kann. Das System ordnet alle Ressourcen für die virtuelle Verbindung zu und richtet die Verbindung ein.
  4. System antwortet, dass es für den Betrieb bereit ist.
  5. usw.

Der in blau angezeigte Text ist sehr ähnlich. In beiden Fällen wird dasselbe Verhalten ausgeführt, wenn auch aus anderen Gründen. Diese Ähnlichkeit kann genutzt werden, indem das gemeinsame Verhalten in einen neuen Anwendungsfall "Virtuelle Verbindungen verwalten" extrahiert wird.

Nachdem das allgemeine Verhalten extrahiert wurde, sehen die Anwendungsfälle wie folgt aus:

Anruf tätigen

  1. Anrufer hebt den Hörer ab.
  2. System lässt einen Wählton ertönen.
  3. Anrufer wählt eine Ziffer.
  4. System schaltet den Wählton ab.
  5. Anrufer wählt den Rest der Nummer.
  6. System analysiert die Ziffern und bestimmt die Netzadresse des Empfangsteilnehmers.
  7. Anwendungsfall "Virtuelle Verbindungen verwalten" einfügen, um die Konnektivität mit dem Netz herzustellen.
  8. System lässt es beim Empfangsteilnehmer klingeln.
  9. usw.

System starten

  1. Operator aktiviert das System.
  2. System führt Diagnosetests in allen Komponenten aus.
  3. System testet Verbindungen zu allen benachbarten Systemen. Für jedes benachbarte System (Schleife) den Anwendungsfall "Virtuelle Verbindungen verwalten" einfügen, um die Konnektivität mit den Netz herzustellen.
  4. System antwortet, dass es für den Betrieb bereit ist.
  5. usw.

In einem Anwendungsfalldiagramm wird die erstellte Einschlussbeziehung wie folgt veranschaulicht:

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Die Anwendungsfälle "Anruf tätigen" und "System starten" enthalten beide das Verhalten des abstrakten Anwendungsfalls "Virtuelle Verbindungen verwalten".