Softwareprobleme zu bereinigen ist nach der Auslieferung des Produkts bis 1000 mal teurer als vorher. Damit vorgegebene
Ziele zur richtigen Zeit erreicht werden können, muss während des gesamten Projektzyklus die Qualität sichergestellt
und verwaltet werden; dies ist ein Grundbaustein für den Erfolg.
Die Qualität aller Artefakte muss während des Projektlebenszyklus in bestimmten Abständen beurteilt werden, damit ihre
Entwicklung abgeschätzt werden kann. Artefakte sollten bewertet werden, wenn die Aktivitäten, die sie erzeugen, beendet
sind, sowie am Ende jeder Iteration. Es handelt sich hier um ausführbare Software. Daher sollte sie bereits in den
wichtigen Szenarios jeder einzelnen Iteration getestet werden. Dies erzeugt ein besseres Verständnis, was mögliche
Kompromisse betrifft. Außerdem wird man früher auf Fehler in der Architektur aufmerksam und kann sie beheben. Diese
Abläufe stehen in Kontrast zu der herkömmlicheren Methode, bei der die integrierte Software erst spät in
Projektlebenszyklus getestet wird.
Wir alle streben in unseren Produkten, Prozessen und Dienstleistungen nach Qualität. Aber wenn wir gefragt werden, was
Qualität bedeutet, unterscheiden sich unsere Meinungen. Häufig wird Folgendes gesagt:
-
"Qualität ... beschreiben kann ich es nicht, aber ich weiß, wann ich sie sehe."
-
"... Anforderungen erfüllen."
Der vielleicht häufigste Bezug auf Qualität, besonders bei Software, ist der Hinweis auf ihr Fehlen:
"Wie konnten die etwas nur auf den Markt bringen, dessen Qualität so niedrig ist?"
Diese Allgemeinplätze sind zwar aufschlussreich, bieten aber wenig Greifbares, wenn es darum geht, nach welchen
strengeren Kriterien Qualität geprüft und dadurch sichergestellt werden kann. Alle diese Kommentare zeigen, dass ein
Bedarf besteht, Qualität so zu definieren, dass sie gemessen und erreicht werden kann.
Qualität ist aber kein eindeutiges Attribut oder Merkmal. Sie ist mehrdimensional und kann sich von Produkt zu Produkt
bzw. von Prozess zu Prozess unterscheiden. Produktqualität konzentriert sich auf das Erstellen des richtigen Produkts,
bei der Prozessqualität liegt das Augenmerk darauf, das Produkt korrekt zu erstellen. Ausführliche Informationen finden
Sie in den Abschnitten Konzept:
Produktqualität und Konzept:
Prozessqualität.
Der Brockhaus in 15 Bänden, Permanent aktualisierte Online-Auflage, Leipzig, Mannheim: F.A. Brockhaus 2002, 2003, 2004,
definiert Qualität wie folgt:
Qualität (lateinisch: Beschaffenheit, Eigenschaft) 1) Allgemein: Gesamtheit von charakteristischen
Eigenschaften, Beschaffenheit; Güte; ... 2) Philosophie: in Aristoteles' Ontologie die wesentliche
Eigenschaft ...
ISO 9000:2000 definiert Qualität wie folgt:
Qualität ist der Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt.
Diese Definitionen zeigen deutlich, dass Qualität nicht nur eine Dimension hat, sondern mehrere. Um diese Definitionen
auf die Softwareentwicklung zu übertragen, müssen sie optimiert werden. Daher wird für Rational Unified Process (RUP)
Qualität wie folgt definiert:
"...das Merkmal, das veranschaulicht, dass das erzeugte Produkt die zuvor festgelegten Voraussetzungen erfüllt;
dies wird gemessen mit den vorab festgelegten Verfahren entsprechend der vereinbarten Kriterien unter
Berücksichtigung der Tatsache, dass das Produkt gemäß dem festgelegten Prozessen erzeugt wird."
Um Qualität zu erreichen, genügt es nicht, Anforderungen einfach zu erfüllen oder ein Produkt zu erzeugen, das nur die
Erwartungen erfüllt. Zur Qualität gehört auch das Identifizieren von Maßnahmen und Kriterien, mit denen das Erreichen
der Qualität veranschaulicht werden kann, sowie die Implementierung eines Prozesses, mit dem sichergestellt wird, dass
das mit diesem Prozess erzeugte Produkt den gewünschten Qualitätsstandard erreicht; desweiteren gehören
Wiederholbarkeit und Verwaltung aller Aktivitäten dazu.
Weitere Informationen darüber, wie der Begriff Qualität in RUP definiert ist, finden Sie in folgenden Abschnitten:
Die allgemeine Vorstellung, dass Qualität einer bestimmte Gruppe gehört oder in ihre Zuständigkeit fällt, ist ein
Irrtum. Dieser Mythus lebt unter anderem deshalb weiter, weil manchmal Gruppen zusammengestellt werden, die Namen wie
Qualitätssicherung, Test, Qualitätskontrolle etc. haben und den Auftrag für das Feststellen der Qualität erhalten, für
die sie dann verantwortlich sind.
Qualität fällt in die Zuständigkeit jedes Einzelnen. Qualität muss ein integraler Bestandteil fast aller
Prozessaktivitäten sein. Sie darf nicht zu einer separaten Disziplin werden. Nur so gelingt es, jeden bei der Qualität
des Produkts (oder Artefakts) einzubeziehen. Dies gilt ebenso für die Implementierung in die jeweiligen Prozesse.
Jede Rolle trägt zum Erreichen des Qualitätsziels wie folgt bei:
-
Produktqualität - der Beitrag zur Erzielung der Qualität jedes Artefakts
-
Prozessqualität - der Beitrag zur Erzielung der Qualität jedes Prozesses
Jeder hat Anteil am Ruhm, der aus einem qualitativ hochwertigen Produkt erwächst; andererseits wird Schimpf und Schande
gleichmäßig über alle verteilt, deren Produkt die notwendige Qualität vermissen lässt. Aber nur die Personen, die
direkt an einer bestimmten Prozesskomponente mitarbeiten, sind für Gelingen oder Misslingen verantwortlich, was die
Qualität der Prozesskomponenten (und Artefakte) betrifft. Allerdings muss es jemanden geben, der für die
Projektverwaltung zuständig ist und dafür verantwortlich zeichnet, dass die geforderte Qualität verwaltet, gemessen und
erreicht wird. Die für das Qualitätsmanagement verantwortliche Rolle ist der Projektleiter.
Es gibt viele Missverständnisse zum Begriff Qualität. Die häufigsten sind:
Es ist nur möglich, ein Produkt zu erzeugen, wenn vorgegeben ist, was es ist, wo es eingesetzt werden soll, welche
Zielgruppe damit arbeiten soll und wie es eingesetzt werden soll. Das Gleiche gilt für die Qualität. Um sie zu
erzielen, muss sie zuerst beschrieben, dann gemessen und schließlich in den Prozesses der Produkterstellung einbezogen
werden.
Weitere Informationen finden Sie in Konzept:
Qualität messen und dem Abschnitt dieses Artikels mit dem Titel Qualität ist einfach da.
Qualität besteht nicht nur aus einer einzigen Dimension, einem Attribut oder einem Merkmal. Qualität wird auf
unterschiedliche Arten gemessen - Metriken und Kriterien werden so festgelegt, dass sie sich auf das Projekt, die
Organisation und den Kunden beziehen.
Qualität kann in verschiedenen Dimensionen gemessen werden; einige beziehen sich auf die Prozessqualität, andere auf
die Produktqualität und wieder andere auf beides. Qualität kann gemessen werden für:
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Fortschritt: z. B. Anwendungsfälle oder Meilensteine.
-
Varianz: Unterschiede zwischen geplanten und tatsächlichen Werten für Zeitpläne, Budgets, Anzahl der Mitarbeiter
etc.
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Zuverlässigkeit: Resistenz gegen Störungen (wie Systemabsturz, Blockierung, Speicherverlust etc.) während der
Ausführung.
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Funktion: das Artefakt implementiert und führt die erforderlichen Anwendungsfälle wie vorgesehen aus.
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Leistung: das Artefakt wird ausgeführt, reagiert rechtzeitig und wird auch unter realen Bedingungen für Auslastung,
Belastung und lange Betriebszeiten weiterhin zur Zufriedenheit ausgeführt.
Weitere Informationen finden Sie unter Konzept:
Qualitätsdimensionen, Konzept:
Produktqualität und Konzept:
Prozessqualität.
Qualität kann nicht einfach so geschehen. Um Qualität zu erzielen, muss ein Prozess implementiert werden, der
eingehalten und gemessen wird. RUP stellt eine strukturierte Methode zur Verfügung, mit der Aufgaben und
Zuständigkeiten innerhalb einer Entwicklungsorganisation zugeordnet werden. Wir wollen gewährleisten, dass wir
innerhalb eines vorhersehbaren Zeit- und Kostenrahmens eine qualitativ hochwertige Software ausliefern, die den
Bedürfnissen unserer Kunden gerecht wird. RUP umfasst viele bewährte Verfahren moderner Softwareentwicklung in einem
Format, das vielen Projekten und Organisationen angepasst werden kann. Die Disziplin Umgebung erläutert die besten Methoden, den Prozess auf Ihre
Anforderungen anzupassen.
Prozesse können konfiguriert und Qualitätskriterien für die Abnahmen können verhandelt werden; abhängig von
verschiedenen Faktoren. Die gebräuchlichsten Faktoren sind:
-
Risiko (einschließlich Haftung)
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Marktchancen
-
Einnahmen
-
Mitarbeiter und Terminplanung
-
Haushaltspläne
Änderungen des Prozesses und Abnahmekriterien müssen zu Beginn des Projekts identifiziert und definiert werden.
Qualitätsmanagement ist aus folgenden Gründen wichtig:
-
Zur Identifizierung der entsprechenden Bezugswerte (Metriken) für akzeptable Qualität.
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Zur Identifizierung der entsprechenden Methoden für die Bewertung der Qualität.
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Zur Identifizierung und Behandlung von Themen, die sich auf die Qualität auswirken. (So früh wie möglich.)
Qualitätsmanagement bezieht sich auf alle Disziplinen, Workflows, Phasen und Iterationen in RUP. Im Allgemeinen
bedeutet Qualitätsmanagement während des Produktlebenszyklus, dass Sie Prozess- und Produktqualität implementieren,
messen und beurteilen. In der folgenden Liste sind einige der Aufgaben, die für das Qualitätsmanagement in jeder
Disziplin anfallen, hervorgehoben:
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In der Disziplin Anforderungen beinhaltet das Qualitätsmanagement das Analysieren
der Anforderungsartefaktmenge auf Konsistenz (zwischen Artefaktstandards und anderen Artefakten), Klarheit
(Weitergabe von Information an alle Aktionäre, Stakeholder und anderen Rollen) und Präzision (die entsprechende
Detaillierungsebene und Genauigkeit).
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In der Disziplin Analyse & Design beinhaltet das Qualitätsmanagement
die Bewertung der Designartefaktmenge einschließlich Konsistenz des Designmodells sowie seiner Umsetzung aus den
Anforderungsartefakten in die Implementierungsartefakte.
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In der Disziplin Implementierung beinhaltet das Qualitätsmanagement die Bewertung
von Implementierungsartefakten und die Auswertung von Quellcode oder ausführbaren Artefakten gemessen an den
jeweiligen Anforderungen, am Design und den Testartefakten.
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In der Disziplin Test liegt der Fokus auf dem Qualitätsmanagement selbst, weil die
meisten Aufwände sich auf die drei Ziele des Qualitätsmanagements beziehen, die bereits angesprochen wurden.
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Ähnlich wie die Disziplin Test beinhaltet die Disziplin Umgebung viele Aufgaben, die sich auf das Qualitätsmanagement
beziehen. Hier finden Sie eine Anleitung, wie Sie am sinnvollsten vorgehen, um den Prozess so eng wie möglich an
die Anforderungen angepasst zu konfigurieren.
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Das Qualitätsmanagement in der Disziplin Deployment für die Produktliefergegenstände beinhaltet die
Bewertung von Implementierungs- und Deployment-Artefakten sowie den Vergleich zwischen ihnen und den entsprechenden
Anforderungs-, Design- und Testartefakten, die erforderlich sind, wenn das Produkt an den Kunden ausgeliefert
werden soll.
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Die Disziplin Projektmanagement beinhaltet eine Übersicht über die Aufgaben des
Qualitätsmanagements einschließlich der Prüfungen und Protokolle, die für die Auswertung von Implementierung,
Einhaltung und Fortschritt des Entwicklungsprozesses durchzuführen sind.
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