Der Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls beschreibt, was das Geschäft tun muss, um den dem bedienten Geschäftsakteur
den erforderlichen Nutzen zu bringen. Der Geschäftsanwendungsfall setzt sich aus einer Reihe von Aufgaben zusammen, die
gemeinsam etwas für den Geschäftsakteur erzeugen. Der Workflow umfasst häufig einen Basisablauf und einen oder mehrere
alternative Abläufe. Die Struktur des Workflow wird grafisch mit Hilfe eines Aktivitätsdiagramms beschrieben.
Das Aktivitätsdiagramm eines Workflows untersucht die Anordnung der Aufgaben, mit denen die Geschäftsziele erreicht
werden. Eine Aufgabe kann manuell oder automatisiert sein und führt eine Arbeitseinheit (UOW, Unit of Work) aus.
Ein Aktivitätsdiagramm ist eine spezielle Art eines Zustandsdiagramms, in dem alle oder die meisten Status
Aktivitätsstatus sind und alle oder die meisten Übergänge durch die Beendigung von Aktionen im Quellzustand ausgelöst
werden.
Ein Aktivitätsdiagramm kann die folgenden Elemente enthalten:
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Aktivitätszustände stellen
die Leistung einer Aufgabe oder eines Schritts im Workflow dar.
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Übergänge zeigen, welcher
Aktivitätszustand dem jeweils vorherigen folgt. Dieser Typ von Übergang kann auch als Abschlussübergang bezeichnet
werden. Er unterscheidet sich insofern von einem Übergang, dass er kein explizites Auslöseereignis erfordert.
Vielmehr wird ein solcher Übergang durch den Abschluss der Aufgabe ausgelöst, die durch den Aktivitätszustand
dargestellt wird.
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Entscheidungen, für die eine Reihe
von Wächterbedingungen definiert
sind. Wächterbedingungen steuern, welcher Übergang aus einer Reihe alternativer Übergänge folgt, wenn die Aufgabe
abgeschlossen wird. Mit dem Entscheidungssymbol können Sie außerdem zeigen, wo die Threads erneut zusammengeführt
werden. Mit Entscheidungen und Wächterbedingungen können Sie alternative Threads im
Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls anzeigen.
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Synchronisationsbalken
werden zum Aufzeigen paralleler Unterabläufe verwendet. Mit Synchronisationsbalken können Sie gleichzeitig ausgeführte
Threads im Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls zeigen.
Ein Aktivitätsdiagramm für den Geschäftsanwendungsfall "Individuelles Check-In" im Geschäftsanwendungsfallmodell
"Check-In am Flughafen"
Mit Wächterbedingungen kann gezeigt werden, dass einer von mehreren gleichzeitig ausgeführten Threads bedingt ist. Im
Beispiel "Individuelles Check-In" aus dem vorherigen Abschnitt kann der Passagier am Check-in Mitglied eines
Vielfliegerprogramms sein. In diesem Fall müssen dem Passagier Flugmeilen gutgeschrieben werden.
Ein Aktivitätsdiagramm für den Geschäftsanwendungsfall "Individuelles Check-In" im Geschäftsanwendungsfallmodell
"Check-Ins am Flughafen"
Ein Aktivitätszustand kann auf ein anderes Aktivitätsdiagramm verweisen, das die interne Struktur des
Aktivitätszustands zeigt. Anders ausgedrückt, Sie können verschachtelte Aktivitätsgraphen haben. Sie können den
untergeordneten Graphen entweder im Aktivitätszustand zeigen oder den Aktivitätszustand auf ein anderes Diagramm
verweisen lassen.
Ein verschachtelter Aktivitätsgraph in einem Aktivitätszustand
Das Anzeigen des untergeordneten Graphen innerhalb des Aktivitätszustands bietet sich an, wenn Sie alle Details des
Workflow in einem Diagramm sehen möchten. Das Diagramm lässt sich jedoch nur schwer lesen, wenn der dargestellte
Workflow komplex ist.
Alternativ können Sie den untergeordneten Graphen in einem separaten Diagramm abbilden und den Aktivitätszustand darauf
verweisen lassen.
Zur Vereinfachung des Workflow-Graphen können Sie den untergeordneten Graphen in einem separaten
Diagramm abbilden und den Aktivitätszustand, den der untergeordnete Graph detailliert beschreibt, auf dieses Diagramm
verweisen lassen.
Ein Aktivitätsdiagramm kann mit durchgezogenen vertikalen Linien in Verantwortlichkeitsbereiche eingeteilt
werden. Jeder Verantwortlichkeitsbereich stellt eine Zuständigkeit für einen Teil des Gesamt-Workflows dar, der von
einem Teil der Organisation übernommen wird. Ein Verantwortlichkeitsbereich kann von einem Geschäftssystem oder von
einer Reihe von Klassen im Geschäftsanalysemodell implementiert werden.
Die relative Anordnung der Verantwortlichkeitsbereiche hat keine semantische Bedeutung. Jeder Aktivitätszustand wird
einem Verantwortlichkeitsbereich zugeordnet. Übergänge können bereichsübergreifend sein.
Ein Aktivitätsdiagramm veranschaulicht den Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls, der einen generischen
Verkaufsprozess darstellt. In diesem Beispiel stellt der Verantwortlichkeitsbereich Abteilungen in der Organisation
dar.
Was kommt zuerst - das Aktivitätsdiagramm oder die Beschreibung des Workflow? Dies richtet sich in gewisser Weise
danach, an welche Arbeitsweise Sie gewöhnt sind und ob Sie in Bildern denken oder nicht. Manche bevorzugen, die
Struktur zuerst in einem Diagramm zu skizzieren und dann die Details im Text zu entwickeln. Andere beginnen lieber mit
einer Auflistung der Aktivitätszustände, einigen sich auf diese und definieren dann die Struktur in einem Diagramm.
Eine weitere zulässige Frage ist die, ob Sie wirklich beides - Dokument und Diagramm - brauchen. Mit der
Aktivitätsdiagrammtechnik können Sie Kurzbeschreibungen der einzelnen Aktivitätszustände schreiben, was die
Spezifikation des Workflows in einem Text eigentlich überflüssig macht. Hier müssen Sie jedoch auf Ihre Zielgruppe
eingehen und herausfinden, in welchem Format die Spezifikation erwartet wird.
Wir stellen ein Beispielaktivitätsdiagramm für den Workflow des Geschäftsanwendungsfalls "Angebotsprozess" (siehe Richtlinie: Geschäftsanwendungsfall) vor, um zu zeigen, inwieweit ein
Aktivitätsdiagramm zum Verständnis eines Workflow beitragen kann. Dieses Beispiel basiert auf einer Organisation, die
Telekommunikationsnetzlösungen vertreibt, die für jeden Kunden individuell konfiguriert werden.
Ein Aktivitätsdiagramm für den Geschäftsanwendungsfall "Angebotsprozess"
Der Aktivitätszustand "Erste Arbeiten bei Verkaufschance" setzt sich aus drei Teilschritten zusammen, die parallel
ausgeführt werden können. Dies wird in einem untergeordneten Graphen dieses Aktivitätszustands veranschaulicht.
Untergeordnetes Diagramm für den Aktivitätszustand "Erste Arbeiten bei Verkaufschance". Das Erstellen eines Absatzplans
ist optional. Dies wird durch eine Wächterbedingung im eingehenden Übergang angezeigt.
Ein Aktivitätszustand kann eine relativ umfangreiche Prozedur (mit Unterstruktur) oder eine relativ kleine Prozedur
darstellen. Wenn Sie zum Definieren der Workflow-Struktur Aktivitätsdiagramme verwenden, sollten Sie vermeiden,
Aktivitätsgraphe bis hin zu ihrer atomarsten Ebene zu beschreiben, das das Diagramm bzw. die Diagramme mit separaten
untergeordneten Graphen sonst schwer zu interpretieren sind. Das Ziel ist es, ein Diagramm zu haben, das den gesamten
Workflow umreißt und in dem nur einige der Aktivitätszustände untergeordnete Graphen haben.
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