Der Aufwand für die Geschäftsmodellierung kann je nach Kontext und Anforderungen unterschiedlich sein. Im Folgenden
sind sechs solcher Szenarios beschrieben.
Szenario 1 - Organisationsdiagramm
Sie können ein einfaches Abbild der Organisation und ihrer Prozesse erstellen, um die Anforderungen an die zu
erstellende Anwendung besser zu verstehen. In diesem Fall ist die Geschäftsmodellierung Teil des
Software-Engineering-Projekts und wird hauptsächlich in der Konzeptionsphase ausgeführt. Solche Arbeiten beginnen
häufig mit einer reinen Diagrammerstellung ohne die Absicht, die Organisation zu ändern. In der Realität findet beim
Erstellen und Einsetzen einer neuen Anwendung fast immer irgendeine Form der Geschäftsverbesserung statt.
Szenario 2 - Domänenmodellierung
Wenn Sie Anwendungen mit der primären Absicht erstellen, Informationen zu verwalten und zu präsentieren, z. B. ein
Auftragsbearbeitungssystem oder ein Bankensystem, können Sie ein Modell erstellen, das Informationen auf Geschäftsebene
enthält, aber die Workflows des Geschäfts nicht berücksichtigt. Dies wird als Domänenmodellierung bezeichnet.
Gewöhnlich ist die Domänenmodellierung teil des Software-Engineering-Projekts und wird während den Konzeptions- und
Ausarbeitungsphasen des Projekts ausgeführt.
Szenario 3 - Ein Geschäft, viele Systeme
Wenn Sie ein großes System oder eine Familie von Anwendungen erstellen, können Sie Geschäftsmodelle erstellen, die als
Eingabe für mehrere Software-Engineering-Projekte dient. Die Geschäftsmodelle helfen Ihnen, funktionale Anforderungen
zu ermitteln, und dienen als Eingabe für das Erstellen der Architektur der Anwendungsfamilie. Weitere Informationen
hierzu finden Sie auf der Seite Richtlinie: Von Geschäftsmodellen zu Systemen. In diesem Fall wird die
Geschäftsmodellierung häufig als eigenes Projekt behandelt.
Szenario 4 - Generisches Geschäftsmodell
Wenn Sie eine Anwendung erstellen, die von mehreren Organisationen verwendet wird, z. B. eine
Vertriebsunterstützungsanwendung oder eine Rechnungsstellungsanwendung, -kann
die Geschäftsmodellierung hilfreich sein, um die Organisationen in Bezug auf die Art und Weise, in der sie ihr Geschäft
führen, anzugleichen, um Anforderungen zu vermeiden, die für das System zu komplex sind (Geschäftsprozessoptimierung). Wenn die Angleichung der Organisationen keine Option
ist, kann die Geschäftsmodellierung trotzdem helfen, die Unterschiede in der Verwendung der Anwendung zu verstehen und
zu verwalten. Außerdem kann einfacher bestimmt werden, welche Anwendungsfunktionen priorisiert werden sollten.
Szenario 5 - Neues Geschäft
Wenn eine Organisation entschieden hat, ein vollständig neues Geschäftsfeld zu öffnen (Geschäftsprozessmodellierung), und die unterstützenden Informationssysteme erstellt,
ist eine Geschäftsmodellierung von Nöten. In diesem Fall besteht der Zweck der Geschäftsmodellierung nicht allein
darin, die Anforderungen für die Systeme zu ermitteln, sondern auch darin, die Realisierbarkeit des neuen
Geschäftsfelds zu bestimmen. In diesem Fall wird die Geschäftsmodellierung häufig als eigenes Projekt behandelt.
Szenario 6 - Umstellen
Wenn eine Organisation beschlossen hat, die Art und Weise der Geschäftsführung vollständig umzustellen (Business-Reengineering), wird die Geschäftsmodellierung häufig in einem oder
mehreren eigenständigen Projekten durchgeführt. Gewöhnlich wird das Business-Reengineering in mehreren Phasen
durchgeführt: das neue Geschäft visionieren, das vorhandene Geschäft rückentwickeln, das neue Geschäft neu entwickeln
und das neue Geschäft installieren.
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