Richtlinie: Aktivitätsdiagramm im Geschäftsanwendungsfallmodell
Mit einem Aktivitätsdiagramm kann der Ablauf eines Geschäftsanwendungsfalls dargestellt werden, um die Anordnung der Aufgaben zu veranschaulichen, mit denen die Geschäftsziele erreicht werden. Dieser Richtlinie beschreibt die UML-Notation für Aktivitätsdiagramme und deren Verwendung.
Beziehungen
Hauptbeschreibung

Erläuterung

Der Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls beschreibt, was das Geschäft tun muss, um den dem bedienten Geschäftsakteur den erforderlichen Nutzen zu bringen. Der Geschäftsanwendungsfall setzt sich aus einer Reihe von Aufgaben zusammen, die gemeinsam etwas für den Geschäftsakteur erzeugen. Der Workflow umfasst häufig einen Basisablauf und einen oder mehrere alternative Abläufe. Die Struktur des Workflow wird grafisch mit Hilfe eines Aktivitätsdiagramms beschrieben.

Das Aktivitätsdiagramm eines Workflows untersucht die Anordnung der Aufgaben, mit denen die Geschäftsziele erreicht werden. Eine Aufgabe kann manuell oder automatisiert sein und führt eine Arbeitseinheit (UOW, Unit of Work) aus.  

Ein Aktivitätsdiagramm ist eine spezielle Art eines Zustandsdiagramms, in dem alle oder die meisten Status Aktivitätsstatus sind und alle oder die meisten Übergänge durch die Beendigung von Aktionen im Quellzustand ausgelöst werden.

Basisaktivitätsdiagramme

Ein Aktivitätsdiagramm kann die folgenden Elemente enthalten:

  • Aktivitätszustände stellen die Leistung einer Aufgabe oder eines Schritts im Workflow dar.
  • Übergänge zeigen, welcher Aktivitätszustand dem jeweils vorherigen folgt. Dieser Typ von Übergang kann auch als Abschlussübergang bezeichnet werden. Er unterscheidet sich insofern von einem Übergang, dass er kein explizites Auslöseereignis erfordert. Vielmehr wird ein solcher Übergang durch den Abschluss der Aufgabe ausgelöst, die durch den Aktivitätszustand dargestellt wird.
  • Entscheidungen, für die eine Reihe von Wächterbedingungen definiert sind. Wächterbedingungen steuern, welcher Übergang aus einer Reihe alternativer Übergänge folgt, wenn die Aufgabe abgeschlossen wird. Mit dem Entscheidungssymbol können Sie außerdem zeigen, wo die Threads erneut zusammengeführt werden. Mit Entscheidungen und Wächterbedingungen können Sie alternative Threads im Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls anzeigen.
  • Synchronisationsbalken werden zum Aufzeigen paralleler Unterabläufe verwendet. Mit Synchronisationsbalken können Sie gleichzeitig ausgeführte Threads im Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls zeigen.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Ein Aktivitätsdiagramm für den Geschäftsanwendungsfall "Individuelles Check-In" im Geschäftsanwendungsfallmodell "Check-In am Flughafen"

 Bedingte Threads

Mit Wächterbedingungen kann gezeigt werden, dass einer von mehreren gleichzeitig ausgeführten Threads bedingt ist. Im Beispiel "Individuelles Check-In" aus dem vorherigen Abschnitt kann der Passagier am Check-in Mitglied eines Vielfliegerprogramms sein. In diesem Fall müssen dem Passagier Flugmeilen gutgeschrieben werden.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Ein Aktivitätsdiagramm für den Geschäftsanwendungsfall "Individuelles Check-In" im Geschäftsanwendungsfallmodell "Check-Ins am Flughafen"

Verschachtelte Aktivitätsdiagramme

Ein Aktivitätszustand kann auf ein anderes Aktivitätsdiagramm verweisen, das die interne Struktur des Aktivitätszustands zeigt. Anders ausgedrückt, Sie können verschachtelte Aktivitätsgraphen haben. Sie können den untergeordneten Graphen entweder im Aktivitätszustand zeigen oder den Aktivitätszustand auf ein anderes Diagramm verweisen lassen.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Ein verschachtelter Aktivitätsgraph in einem Aktivitätszustand

Das Anzeigen des untergeordneten Graphen innerhalb des Aktivitätszustands bietet sich an, wenn Sie alle Details des Workflow in einem Diagramm sehen möchten. Das Diagramm lässt sich jedoch nur schwer lesen, wenn der dargestellte Workflow komplex ist.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Alternativ können Sie den untergeordneten Graphen in einem separaten Diagramm abbilden und den Aktivitätszustand darauf verweisen lassen.

Zur Vereinfachung des Workflow-Graphen können Sie den untergeordneten Graphen in einem separaten Diagramm abbilden und den Aktivitätszustand, den der untergeordnete Graph detailliert beschreibt, auf dieses Diagramm verweisen lassen.

Verantwortlichkeitsbereiche verwenden

Ein Aktivitätsdiagramm kann mit durchgezogenen vertikalen Linien in Verantwortlichkeitsbereiche eingeteilt werden. Jeder Verantwortlichkeitsbereich stellt eine Zuständigkeit für einen Teil des Gesamt-Workflows dar, der von einem Teil der Organisation übernommen wird. Ein Verantwortlichkeitsbereich kann von einem Geschäftssystem oder von einer Reihe von Klassen im Geschäftsanalysemodell implementiert werden.

Die relative Anordnung der Verantwortlichkeitsbereiche hat keine semantische Bedeutung. Jeder Aktivitätszustand wird einem Verantwortlichkeitsbereich zugeordnet. Übergänge können bereichsübergreifend sein.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Ein Aktivitätsdiagramm veranschaulicht den Workflow eines Geschäftsanwendungsfalls, der einen generischen Verkaufsprozess darstellt. In diesem Beispiel stellt der Verantwortlichkeitsbereich Abteilungen in der Organisation dar.

Verwendungsbeispiel

Was kommt zuerst - das Aktivitätsdiagramm oder die Beschreibung des Workflow? Dies richtet sich in gewisser Weise danach, an welche Arbeitsweise Sie gewöhnt sind und ob Sie in Bildern denken oder nicht. Manche bevorzugen, die Struktur zuerst in einem Diagramm zu skizzieren und dann die Details im Text zu entwickeln. Andere beginnen lieber mit einer Auflistung der Aktivitätszustände, einigen sich auf diese und definieren dann die Struktur in einem Diagramm.

Eine weitere zulässige Frage ist die, ob Sie wirklich beides - Dokument und Diagramm - brauchen. Mit der Aktivitätsdiagrammtechnik können Sie Kurzbeschreibungen der einzelnen Aktivitätszustände schreiben, was die Spezifikation des Workflows in einem Text eigentlich überflüssig macht. Hier müssen Sie jedoch auf Ihre Zielgruppe eingehen und herausfinden, in welchem Format die Spezifikation erwartet wird.

Wir stellen ein Beispielaktivitätsdiagramm für den Workflow des Geschäftsanwendungsfalls "Angebotsprozess" (siehe Richtlinie: Geschäftsanwendungsfall) vor, um zu zeigen, inwieweit ein Aktivitätsdiagramm zum Verständnis eines Workflow beitragen kann. Dieses Beispiel basiert auf einer Organisation, die Telekommunikationsnetzlösungen vertreibt, die für jeden Kunden individuell konfiguriert werden.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Ein Aktivitätsdiagramm für den Geschäftsanwendungsfall "Angebotsprozess"

Der Aktivitätszustand "Erste Arbeiten bei Verkaufschance" setzt sich aus drei Teilschritten zusammen, die parallel ausgeführt werden können. Dies wird in einem untergeordneten Graphen dieses Aktivitätszustands veranschaulicht.

Im Begleittext beschriebenes Diagramm

Untergeordnetes Diagramm für den Aktivitätszustand "Erste Arbeiten bei Verkaufschance". Das Erstellen eines Absatzplans ist optional. Dies wird durch eine Wächterbedingung im eingehenden Übergang angezeigt.

Ein Aktivitätszustand kann eine relativ umfangreiche Prozedur (mit Unterstruktur) oder eine relativ kleine Prozedur darstellen. Wenn Sie zum Definieren der Workflow-Struktur Aktivitätsdiagramme verwenden, sollten Sie vermeiden, Aktivitätsgraphe bis hin zu ihrer atomarsten Ebene zu beschreiben, das das Diagramm bzw. die Diagramme mit separaten untergeordneten Graphen sonst schwer zu interpretieren sind. Das Ziel ist es, ein Diagramm zu haben, das den gesamten Workflow umreißt und in dem nur einige der Aktivitätszustände untergeordnete Graphen haben.